Die Studie von Jackson et al. (2024) mit dem Titel „Using veterinary health records at scale to investigate ageing dogs and their common issues in primary care“ (veröffentlicht im Journal of Small Animal Practice) wurde von Forschern des Institute of Infection, Veterinary and Ecological Sciences der University of Liverpool (Vereinigtes Königreich) sowie weiterer internationaler Institutionen durchgeführt.
Daten von mehr als 800 Hunden analysiert
Die Untersuchung nutzte eine umfangreiche Sammlung von elektronischen Gesundheitsakten (EHRs) und analysierte die gesundheitlichen Probleme von über 800 als „alt“ eingestuften Hunden, die in der primären tierärztlichen Versorgung behandelt wurden. Ziel war es, die häufigsten gesundheitlichen Probleme bei älteren Hunden zu identifizieren und präventive Maßnahmen zu untersuchen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass insbesondere Zahnerkrankungen, muskuloskelettale Probleme und das Gewicht eine zentrale Rolle spielen. Sie unterstreichen die Bedeutung frühzeitiger präventiver Gesundheitsmaßnahmen, um altersbedingte Erkrankungen zu vermeiden oder deren Auswirkungen zu mildern.
Wann ist ein Hund „alt“?
In der Studie wird das geriatrische Lebensalter von Hunden näher beleuchtet, insbesondere das Alter, in dem ernsthafte altersbedingte Erkrankungen häufiger auftreten. Es wird darauf hingewiesen, dass es bislang keine allgemein akzeptierte Definition für den Zeitpunkt gibt, ab dem ein Hund als „alt“ gilt. Diese Grenze hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere der Rasse, da größere Hunde in der Regel früher altern als kleinere. Die Studie konnte durch die Nutzung elektronischer Gesundheitsdaten eine Population von Hunden identifizieren, die von Tierärzten ausdrücklich als alt bezeichnet wurden, und so häufige gesundheitliche Probleme und die Auswirkungen des Alterns besser analysieren.
Erhebliche Unterschiede zwischen den Rassen
Ein zentraler Befund der Studie war, dass Hunde unter 7,25 Jahren selten als „alt“ kategorisiert wurden. Diese Altersmarke könnte als Richtwert dienen, um den Übergang zum „Seniorenalter“ zu definieren. Allerdings variiert diese Schwelle erheblich je nach Rasse: Jack Russell Terrier gelten zum Beispiel erst ab einem Durchschnittsalter von 14,1 Jahren als alt, während Labrador Retriever mit 12,2 Jahren und Cocker Spaniels mit 11,7 Jahren als alt eingestuft werden. Dies bestätigt die Ergebnisse früherer Studien, die zeigen, dass kleinere Rassen tendenziell länger leben.
Geschlecht und Kastration ohne Einfluss auf die Einstufung als „alt“
Überraschend war, dass weder das Geschlecht noch der Kastrationsstatus Einfluss darauf hatten, ab welchem Alter Hunde als alt eingestuft wurden. Frühere Untersuchungen zur Lebenserwartung legten nämlich nahe, dass kastrierte Tiere oft länger lebe würden.
Häufigste Gesundheitsthemen bei alten Hunden
Die Studie identifizierte mehr als 2000 Erkrankungen bei 832 Hunden. Die fünf häufigsten Kategorien waren:
- Gewichtsprobleme (Übergewicht, Untergewicht, Gewichtszunahme oder -abnahme)
- Hauterkrankungen
- Zahnprobleme (z. B. Zahnstein, Parodontitis)
- Muskuloskelettale Probleme (z. B. Arthrose, eingeschränkte Beweglichkeit)
- Verdauungsprobleme
Besonders Zahnkrankheiten nahmen mit zunehmendem Alter zu. Einige Rassen wie Cocker Spaniel waren vermehrt betroffen. Dies könnte mit genetischen, hormonellen oder Verhaltensfaktoren zusammenhängen. Präventive Maßnahmen wie regelmäßige Zahnpflege und die Entfernung von Plaque können helfen, Zahnkrankheiten zu verhindern und das Risiko systemischer Erkrankungen zu verringern.
Auch muskuloskelettale Erkrankungen, insbesondere Arthrose, nahmen mit dem Alter zu. Kastrierte Hunde wiesen ein höheres Risiko für muskuloskelettale Probleme auf, was möglicherweise mit hormonellen Unterschieden oder einem höheren Körpergewicht zusammenhängen könnte.
Limitationen der Studie
Die Studie weist darauf hin, dass die verwendeten Daten aus der SAVSNET-Datenbank möglicherweise nicht repräsentativ für alle Hunde in Großbritannien sind. Zudem hängen die Ergebnisse stark davon ab, wie genau und vollständig die Tierärzte ihre Beobachtungen dokumentiert haben.
Praktische Implikationen und zukünftige Ansätze
Die Ergebnisse zeigen, dass präventive Maßnahmen – wie regelmäßige Gesundheitschecks oder die gezielte Überwachung bestimmter Rassen auf altersbedingte Erkrankungen – idealerweise vor dem 7. Lebensjahr beginnen sollten. Darüber hinaus könnten die gewonnenen Erkenntnisse dazu beitragen, personalisierte Gesundheitsstrategien zu entwickeln, die besser auf die individuellen Bedürfnisse älterer Hunde abgestimmt sind.
Bedeutung der geriatrischen Gesundheitsversorgung
Die Studie hebt die Bedeutung der geriatrischen Gesundheitsversorgung hervor, da viele ältere Hunde gleichzeitig mit mehreren Erkrankungen zu kämpfen haben. Dies stellt Tierärzte vor große Herausforderungen, bietet jedoch auch Chancen, durch frühzeitige präventive Ansätze und eine bessere Dokumentation die Lebensqualität alter Hunde erheblich zu verbessern.
Jackson, J., Radford, A. D., Belshaw, Z., Wallis, L. J., Kubinyi, E., German, A. J., & Westgarth, C. (2024). Using veterinary health records at scale to investigate ageing dogs and their common issues in primary care. Journal of Small Animal Practice. DOI: 10.1111/jsap.13809.